Pressespiegel 2021

Iserlohner Kreisanzeiger, 13.09.2021

Rund 100 Personen haben am Freitag demonstriert und sich wegen der Abstände dabei weitläufig verteilt.
Frieden, Frauenrechte, sichere Fluchtwege

Am Fritz-Kühn-Platz haben jetzt rund 100 Afghanen mit Unterstützung des Friedensplenums demonstriert

Iserlohn Einige von ihnen schwenken Landesfahnen, andere haben sich Slogans auf Blättern ausgedruckt, um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen: Am Freitag haben rund 100 Personen vornehmlich afghanischer Herkunft auf dem Fritz-Kühn-Platz demonstriert. Das Friedensplenum unterstützte das Anliegen. Von einem Pavillon aus gab es Redebeiträge auf Deutsch, Englisch und in der afghanischen Landessprache.

Sichere Fluchtwege für besonders gefährdete Personen wie die sogenannten Ortshelfer, also Mitarbeiter der inzwischen abgezogenen Nato-Truppen, der Wunsch nach Familiennachzug, aber auch eine kategorische Ablehnung einer künftigen Zusammenarbeit der Bundesregierung mit dem Taliban-Regime, so lauteten die Kernforderung. Eine große Anzahl von Frauen und Kindern hielten zudem Schilder hoch, in denen sie die Wahrung von Frauenrechten und den Stopp der Gewalt gegen sie forderten, die unter den Taliban wohl mit am meisten leiden.

Anstoßgeber für die Demonstration war der Afghane Sameh Akbarzada, der 2015 über Remscheid nach Iserlohn kam. „Man darf die terroristische Taliban-Regierung nicht anerkennen“, sagt er am Rande der Kundgebung. Die scheinbar moderateren Töne, die das Regime zuletzt anschlagen habe, seien nur Täuschung. Später berichten andere Redner unter anderem von inhaftierten Journalisten und Schüssen auf Demonstranten.

Detlev Paul vom Friedensplenum kritisierte in Bezug auf die entstandene Krise rund um die Ortshelfer die Bundesregierung. Diese habe Warnungen von Grünen und Linken, dass diese Situation mit dem Truppenabzug entstehen könnte, lediglich mit dem Hinweis quittiert, dass sich 2015 nicht wiederholen dürfe. Dabei sei die Zahl der Ortshelfer, die man nun holen solle, doch überschaubar. „Das schaffen wir“, meinte Paul.

In die Wut auf die Taliban mischte sich Enttäuschung und Ärger über die USA und auch die EU-Staaten, die aus Sicht der Demonstrierenden Afghanistan unüberlegt und folgenreich seinem Schicksal überlassen hätten. „Sie haben uns allein gelassen“, sagt auf Deutsch Ahmadi Sohrab, 2015 gekommen, der inzwischen als Anlagenmechaniker arbeitet. Der junge Mann zieht einen interessanten Vergleich: „Als Corona in China auftauchte, hat es keinen interessiert, weil es ja weit weg war.“ Für Afghanistan müsse gelten: „Ob es einen Millimeter oder 1000 Kilometer entfernt ist“ – die Situation in Afghanistan betreffe Deutschland und die ganze Welt.

Eine kleine Randnotiz mit hoffentlich nicht symbolischer Wirkung: Als die Demonstration los geht, fliegt eine Taube, das Tier, das wie kein zweites für den Frieden steht, gegen ein Fenster des Gebäudes der Märkischen Bank. Das Tier stürzt zu Boden und ist sofort tot.


Iserlohner Kreisanzeiger, 03.07.2021

Großer Aufholbedarf beim Umgang mit der NS-Zeit

Detlev Paul sprach bei der Gedenkveranstaltung des Friedenplenums am Poth über das Schicksal der Zwangsarbeiter in Iserlohn

Detlev Paul sprach am Mahnmal am Poth über die Zwangsarbeiter in Iserlohn in der NS-Diktatur. Foto: Dennis Echtermann
Iserlohn „Hier ruhen russische Bürger / gestorben in den schweren Zeiten von 1943 bis 1945“ – mit dieser Inschrift auf einem Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof erinnert die Stadt Iserlohn an die Zwangsarbeiter, die im Dritten Reich nach Iserlohn verschleppt worden und hier ums Leben gekommen sind. In den Augen von Detlev Paul, der am Donnerstagabend bei der traditionellen Gedenkveranstaltung am Vorabend des (nicht stattfindenden) Friedensfestes am Mahnmal am Poth gesprochen hat, eine deutlich verharmlosende Formulierung, die ihn und das Friedensplenum zu dem Schluss bringt, dass Iserlohn im Umgang mit der NS-Zeit nach wie vor großen Aufholbedarf habe.

Jedes Jahr widmet sich das Plenum bei seiner Gedenkveranstaltung einer anderen Gruppe, die der Nazi-Barbarei in Iserlohn zum Opfer gefallen ist – in diesem Jahr den Zwangsarbeitern. In Iserlohn habe es drei Lager gegeben, führte Paul aus: in der Ziegelei am Seilersee, bei den Nickelwerken an der Baarstraße und am Krug zu Nidda an der Westfalenstraße. Mindestens 3000 Arbeiterinnen und Arbeiter seien hier festgehalten und zur Arbeit in mehr als 200 Betrieben gezwungen worden. „Auch bei Bauarbeiten der Reichsbahn und im Steinbruch mussten Zwangsarbeiter in Iserlohn schuften“, so Paul. Und auch für die Stadt selbst, in der Friedhofsverwaltung, im Altenheim, im Schlachthof oder bei den Stadtwerken seien rund 250 Zwangsarbeiter im Einsatz gewesen.

Erst zwischen 1999 und 2001 fand eine Aufarbeitung des Unrechts statt. Damals ging es auch darum, welche Unternehmen sich an einem Entschädigungsfond beteiligen. Erst nach einigen Ausflüchten und massiver Kritik, an der sich auch das Friedensplenum beteiligt hatte, erklärten sich noch viele Betriebe und die Stadt bereit, in den Fond einzuzahlen. rat


Iserlohner Kreisanzeiger, 29.06.2021

Friedensplenum lädt zum Gedenken ein

Iserlohn Trotz der coronabedingten Absage des diesjährigen Friedensfestivals lädt das Friedens-Plenum am Vorabend des Festival-Termins zu seiner Gedenkveranstaltung am Donnerstag, 1. Juli, um 18 Uhr am Mahnmal am Poth ein. Das Thema lautet „Das Schicksal der Zwangsarbeiter in Iserlohn während der NS-Diktatur“. Wegen der notwendigen Registrierung der Teilnehmenden wird darum gebeten, schon 15 Minuten vorher zum Veranstaltungsort zu kommen.