Pressespiegel 2022
Iserlohner Kreisanzeiger, 10.11.2022
Viele Zeichen der Solidarität
Über hundert Teilnehmende gedenken bei einer Mahnwache der
Opfern der Novemberpogrome
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Ob „Solidarität erfordert Mut!“ oder „Frau Leben Freiheit“:
Die Mitglieder des Kinder- und Jugendrates setzten bei der
Gedenkveranstaltung für die Novemberpogrome ein Zeichen für
Solidarität. Foto: Echtermann |
Von Vanessa Wittenburg
Iserlohn. Mehr als hundert Menschen sind
am Mittwochabend der Einladung der Stadt Iserlohn, der Ratsmitglieder
und des Friedensplenums gefolgt, um der Opfern der Novemberpogrome 1938
zu gedenken. Mit einem umfangreichen Programm, mitgestaltet unter
anderem auch von den „Omas gegen Rechts“, dem Kinder- und Jugendrat und
dem Chor „conTAKT“, wurde nicht nur an die Opfer der NS-Zeit erinnert,
sondern auch Solidarität mit all jenen bekundet, die heute weltweit von
Menschenrechtsverletzungen betroffen sind.
„Es ist schwer, dieser grauenvollen Taten zu gedenken, aber wir
schulden es den Opfern und ihren Nachfahren“, betonte Michael Joi-the am
Gedenkstein für die Synagoge an der Mendener Straße. Auch dort hatte in
der Nacht zum 10. November 1938 das jüdische Gotteshaus gebrannt,
angezündet von der SS brannte es unter den Augen zahlreicher
Iserlohnerinnen und Iserlohner und der Feuerwehr – die lediglich die
umliegenden Gebäude schützte – ab.
Aus der Geschichte erwachsen Verpflichtungen
Auch wenn heute, 84 Jahre später, die Gesellschaft – auch in Iserlohn
– „demokratisch, liberal und bunt“ sei, so Joithe, sei es umso
wichtiger, die Verpflichtungen, die aus dieser Schuld erwachsen, nicht
zu vergessen. Denn auch dieser Tage fänden rechte Ideologie und
Antisemitismus ein breites Echo. „Wir haben die Verpflichtung hinzusehen
und einzugreifen, wenn Menschenrechte missachtet werden. Diese Rechte,
die damals mit Füßen getreten wurden, müssen wir beschützen“, forderte
Joithe die Gedenkenden auf.
Wichtig sei es deshalb auch, Jugendlichen den Zugang zu diesem
dunklen Kapitel der deutschen Geschichte zu eröffnen. Die Erkenntnisse,
die aus der Gewalt und dem Hass der NS-Zeit folgten, müssten
weitergegeben werden, auch wenn es kaum noch Zeitzeugen gebe. So hatten
sich etwa Mitglieder des Kinder- und Jugendrates (KiJuRat) auf einer
Bildungsreise nach Berlin mit genau diesem Thema beschäftigt. Aber auch
mit der Frage, was eigentlich Solidarität bedeutet.
Ihre Erkenntnisse taten sie während des Schweigemarsches durch die
Innenstadt zum Poth nicht nur auf beleuchteten Schildern kund, sondern
auch in einem Redebeitrag am Mahnmal für die Opfer des
Nationalsozialismus. „Man darf sich nicht raushalten, wenn
Menschenrechte verletzt werden“, betonte Ayman Ryari. Daher erklärten
sich die KiJuRat-Mitglieder solidarisch mit den Opfern von Rassismus und
Menschenrechtsverletzungen, dieser Tage unter anderem auch mit den
Uiguren, Ukrainern, den Menschen im Iran und in Myanmar.
Solidarität, so betonten sie, sei unerlässlich für das Bestehen einer
funktionierenden Gesellschaft. Ihren Wunsch machten sie deutlich: „Wir
wollen uns mit Respekt begegnen und uns füreinander einsetzen.“
Das Thema Solidarität stand auch für die „Omas gegen Rechts“ im
Mittelpunkt. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage sei es umso
wichtiger, Mut zu beweisen und sich solidarisch zu zeigen. „In so einer
schweren Zeit sollten wir solidarisch sein mit Menschen, die
diskriminiert werden, auch in unserer bunten Stadt. Und auch dann, wenn
Menschen im Mittelmeer ertrinken, damit es bald gelingen kann, sie zu
retten. Ich hoffe, wir sind alle dabei“, erklärte Brigitte Pusch-Kovacs
ihre Hoffnungen.
Stadtarchivar Rico Quaschny beleuchtete in seinem Vortrag das Leben
zweier bislang noch eher unbekannterer Schicksale: Helene Ehrlich und
Willy Giebe, die beide jüdische Ehepartner hatten und zu ihnen hielten,
obwohl das für sie massive Auswirkungen hatte. Er forderte die
Anwesenden auf, sich selbst die Frage zu stellen: „Welchen Mut hätte ich
aufgebracht? Hätten wir gedacht, wir bewirken doch nichts, oder hätten
wir alles in unserer Macht Stehende getan?“
Iserlohner Kreisanzeiger, 09.11.2022
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Putzen die Stolpersteine: Detlev Paul (li.) und Sven
Schau vom Friedensplenum. Foto: Privat
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„Stolpersteine“ in der Innenstadt wieder lesbar
Mahnveranstaltung am Mittwochabend
Iserlohn Die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht findet auch in
diesem Jahr wieder am Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr statt. Am 9.
November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen, auch die
Synagoge an der Mendener Straße wurde damals in Brand gesetzt. Jüdische
Nachbarn wurden drangsaliert, angegriffen und ausgeraubt. Mit der
Gedenkveranstaltung soll jedes Jahr ein Zeichen für Toleranz und
Mitmenschlichkeit gesetzt werden.
In der Iserlohner Innenstadt und in Letmathe erinnern das ganze Jahr
über die „Stolpersteine“, dem Kunstprojekt von Künstler Gunter Demnig,
an die Opfer des Nationalsozialismus. Diese wurden jetzt vom
Friedensplenum geputzt. „Wir machen diese Putz-Aktion jedes Jahr, immer
ein paar Tage vor der Gedenkveranstaltung, damit sie dann auch gut
lesbar sind“, berichtet Alexander Platte vom Friedensplenum. In Iserlohn
und Letmathe gibt es insgesamt 16 dieser Stolpersteine.
Ansprache des
Bürgermeisters
Die Mahnveranstaltung startet am Gedenkstein für
die Synagoge (Mendener Straße/Ecke Karnacksweg) und ist eine gemeinsame
Aktion der Stadt Iserlohn, der Ratsmitglieder und des Friedensplenums.
Nach einer Ansprache von Bürgermeister Michael Joithe, Redebeiträgen und
einer Totenehrung nach jüdischem Ritus gibt es einen Schweigemarsch mit
Zwischenstopps an den „Stolpersteinen“ bis hin zum Mahnmal am Poth. Dort
gestalten die „Omas gegen rechts“ und der Kinder- und Jugendrat das
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, auch der Chor „conTAKT“
tritt auf. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. kk
Iserlohner Kreisanzeiger, 05.11.2022
Gedenken an die Pogromnacht
Mahnveranstaltung am 9. November
Iserlohn Am 9.
November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen. Auch in
Iserlohn waren die jüdischen Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Hab
und Gut ungehemmter Gewalt ausgesetzt. Die Synagoge an der Mendener
Straße wurde in Brand gesteckt, jüdische Nachbarn wurden
drangsaliert, angegriffen und ausgeraubt. Die Novemberpogrome
steigerten den staatlichen Antisemitismus zur Existenzbedrohung für
die Juden im damaligen Deutschen Reich. Opfer der Verfolgung wurden
auch viele Andersdenkende und Angehörige anderer Nationalitäten.
Iserlohnerinnen und Iserlohner sind auch in diesem Jahr eingeladen,
an der Gedenkveranstaltung am Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr
teilzunehmen, um ein Zeichen zu setzen für Toleranz und
Mitmenschlichkeit.
Sie beginnt am Gedenkstein für die Synagoge (Mendener Straße/Ecke
Karnacksweg). Nach einer Ansprache von Bürgermeister Michael Joithe
und einem Redebeitrag von Stadtarchivar Rico Quaschny wird eine
Totenehrung nach jüdischem Ritus durchgeführt. Im Anschluss begeben
sich die Teilnehmenden auf einen Schweigegang durch die Innenstadt
zum Mahnmal am Poth mit Zwischenstopps an den „Stolpersteinen“ und
an der Reformierten Kirche mit einem Beitrag der Ökumenischen
Basisinitiative für den Frieden. Am Mahnmal wird das Gedenken an die
Opfer des Nationalsozialismus von den „Omas gegen Rechts“ und vom
Kinder- und Jugendrat gestaltet. Die Veranstaltung endet mit Blumen-
und Kranzniederlegungen. Musikalisch begleitet wird die
Veranstaltung vom Chor „conTAKT.
Die Gedenkveranstaltung ist eine gemeinsame Aktion der Stadt
Iserlohn, der Ratsmitglieder und des Friedensplenums.
Iserlohner Kreisanzeiger, 13.10.2022
Gegen Diskriminierung im Iran
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Jutta Gauda war bei der
Solidaritätsveranstaltung an das Mikrofon
getreten, um von ihrer Schwiegertochter, die
aus dem Iran stammt, zu erzählen. Foto: Jana
Haase |
Iserlohn
Recht spontan hatte die Partei „Mensch Umwelt
Tierschutz“ zu einer Solidaritätsbekundung für
diskriminierte Frauen und auch Männer im Iran
aufgerufen. Allerdings war der Organisator Michael
Siethoff kurzfristig erkrankt, so dass die „Omas
gegen Rechts“ eingesprungen sind.
Durch die kurze Vorlaufzeit war die Resonanz auf
dem Alten Rathausplatz am Mittwochnachmittag recht
niedrig. Neben den „Omas gegen Rechts“ waren auch
Vertreterinnen und Vertreter des Friedensplenums und
der Linken-Fraktion dabei. Anlass für die
Solidaritätsbekundung war der Tod der 25-jährigen
Kurdin Jhina/Mahsa Amini am 16. September, der
weltweit Proteste gegen das autoritäre Regime im
Iran ausgelöst hat.
„Meine Schwiegertochter kommt aus dem Iran. Als
sie gesehen hat, dass die Frauen dort ihre
Kopftücher abnehmen, hat sie geweint vor Freude. Wir
teilen mit ihr die Hoffnung, dass sich ganz bald
etwas ändert – auch wenn die Bilder, die aktuell in
den Medien zu sehen sind, eher hoffnungslos machen“,
erklärte Jutta Gauda am Mikrofon.jk
Iserlohner Kreisanzeiger, 27.06.2022
Laute und leise Töne, Sonne und Regen
Das 30. Friedensfestival bot eine Mischung von Gegensätzen
auf dem Fritz-Kühn-Platz
Iserlohn Dass das
Friedensfestival auch nach 30 Jahren nicht an Bedeutung und
Beliebtheit verloren hat, ist am Wochenende deutlich geworden:
Nach dem gemütlichen Auftakt am Freitag (wir berichteten) war
der Fritz-Kühn-Platz am Samstag „gerammelt voll“.
Das hochsommerliche Wetter an Tag zwei war sicherlich mit ein
Grund, warum ab dem Nachmittag die Besucherinnen und Besucher
das Areal angesteuert hatten, aber auch aus der Corona-Pause
resultiert die Lust, Musik zu hören, Menschen zu treffen, zu
feiern.
„Ich bin zum ersten Mal beim Friedensfestival, weil ich
einfach mal wieder was erleben will“, erklärte Hannah Schwartz
(32) am Samstag. Sie sei nicht gezielt wegen einer bestimmten
Band gekommen, sondern, „um endlich wieder unter Menschen zu
sein“. Das „umsonst und draußen“-Konzept, die entspannte
Atmosphäre und das ehrenamtliche Engagement habe sie überzeugt.
„Hier wird keiner doof angeguckt“
Die Mischung der Musik von poppig mit „Safe by Sound“ und
rockig mit „Joker’s Kingdom“ am Freitag über irische
Traditionssongs der „Kilkenny Bastards“ oder Reggae-Rhythmen von
„Ras Flabba & the Reggaelation Band“ am Samstag bis hin zu
Rio-Reiser-Songs des „Werkschors Auerweg“, sphärischen Klängen
mit „Projekt FX3“ sowie Gesang, der Gänsehaut verursachte, von
Isabel Jasse am Sonntag war ebenso abwechslungsreich wie die
Struktur der Zuhörenden. Da steht der üppige tätowierte Mann im
Schottenrock neben der eher bieder gekleideten Rentnerin, auf
der Wiese liegt die Familie mit Hund neben der Gruppe
Jugendlicher. „Hier wird keiner doof angeguckt, das mag ich so“,
erzählte Ruth Meisner (68), die mit ihrem Mann Heinz nach
eigenen Angaben zu den Stammgästen gehört. „Die Musik ist uns
hier und da etwas zu anstrengend, aber uns geht es auch eher um
die Botschaft des Festivals“, so die Seniorin.
Botschaften gab es am Wochenende eine Menge: Dr. Gottfried
Abrath beispielsweise stellte am Samstag das Iserlohner
Klimabündnis vor, teils mit scharfen Worten: „Wir müssen
schaffen, was alle brauchen: eine Erde, die bewohnbar bleibt. Es
ist Krieg: Soldaten gegen Menschen – aber auch Mensch gegen die
Natur.“ Bereits am Freitag zu später Stunde hatte die aus
Afghanistan geflüchtete Masuna Heipari unter Tränen an die immer
mehr in Vergessenheit geratene Situation in ihrer Heimat
erinnert, aber auch ihrem Frust Ausdruck verliehen. „Wir sind
enttäuscht von der Welt, von Europa und von Deutschland. Wo ist
die Gleichheit der Menschen?“ Sie freue sich über die
Solidarität mit der Ukraine, die sie aber für alle einfordert.
Wie sich die Zukunft des Iserlohner Friedensfestivals
darstellen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Im Gespräch
mit der Heimatzeitung kündigte der „Motor“ und „Macher“ Detlev
Paul mit Blick auf seine 65 Jahre und die damit verbundenen
„Gebrechen“ an, was er zum Abschluss der 30. Auflage auch auf
der Bühne sagen wollte: „Ich werde künftig gern hier und da noch
mithelfen, aber nicht mehr in der bisherigen Form. Das müssen
andere übernehmen.“
Dank an Ehrenamtliche und die Kinderlobby
In unsere Berichterstattung am Samstag hatte sich durch ein
Missverständnis leider ein Fehler eingeschlichen:
Landtagsabgeordneter und Vize-Bürgermeister Thorsten Schick
stand nicht als Helfer im Getränkewagen, sondern war als
Besucher dabei. Cola, Bier und Wasser wurden dagegen auch von
zahlreichen Mitgliedern der Linken-Fraktion und „Bürger helfen
Bürgern“ ausgeschenkt. Auch SPD, Grüne und CDU waren vertreten.
Ein großer Dank der Festival-Organisatoren galt auch der
Kinderlobby, die eine große Finanzspritze für das „Kinderland“
im Rahmen der Veranstaltung beigesteuert hatte. So konnten die
Jüngsten nach Herzenslust toben, spielen und sich von einem
Zauberer in seinen Bann ziehen lassen.
Eine Fotostrecke finden Sie unter
www.ikz-online.de./iserlohn
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Für ordentlich Rumms haben am Freitagabend Joker’s Kingdom
beim Friedensfestival auf dem Fritz-Kühn-Platz gesorgt. Foto:
Christian Penn |
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Yana Shalnova bedankte sich bei „diesem Land für die
beispiellose Hilfe“. Foto: Christian Penn |
Iserlohner Kreisanzeiger, 25.06.2022
Zwischen Trauer und ausgelassener Party
Der Auftakt des Friedensfestivals am Freitagabend geriet zu
einem Wechselbad der Gefühle
Von Jennifer Katz
Besser hätte der Auftakt des 30. Friedensfestivals nicht
laufen können: Bis auf einen Regenschauer war eitel Sonnenschein
auf dem Fritz-Kühn-Platz angesagt. Getränke- und Imbissstände,
Bühne, Technik, Biertischgarnituren und Gäste haben am
Freitagabend dort pünktlich zum Start gestanden.
Das sei früher nicht immer so gewesen, erklärte Detlev Paul
vom Friedensplenum bei der Eröffnungsrede mit einem Strahlen.
Und er betonte: „Ich bin überglücklich, dass wir dieses Jahr
feiern können.“ Ebenso erfreut zeigte er sich über die „neue,
kuriose Helferstruktur“: Bundestags- und Landtagsabgeordnete wie
Paul Ziemiak und Thorsten Schick, Ratsmitglieder von Grünen und
SPD sowie Integrationsratsmitglieder besetzen diesmal die
Getränkewagen.
„Es sind Scheißzeiten für den Frieden“, erklärte Paul mit
Blick auf den Ukraine-Krieg. Er appellierte an die Besucherinnen
und Besucher, Energie zu sparen: „Jede Kilowattstunde, die wir
Putin nicht zahlen müssen, ist eine gewonnene.“
Unerschütterlicher Glaube an die Rückkehr des
Friedens
Vor fast vier Monaten aus der Ukraine geflohen war Yana
Shalnova mit ihren 11- und 16-jährigen Söhnen. Sie hatte nach
Detlev Paul das Wort auf der Bühne. „Das Friedensfestival in
dieser Stadt stellt eine Oase in einer chaotischen Welt dar. Es
ist ein Sinnbild für das Machbare in unserer Welt“, so die
studierte Juristin. Sie erinnerte daran, dass mindestens 324
Kinder bisher getötet worden seien. „Ich glaube unerschütterlich
daran, dass eines Tages der Frieden in mein Land zurückkehren
wird, wieder Gerechtigkeit herrschen wird, wir wieder in Frieden
und Harmonie leben und den Hass aus unseren Herzen vertreiben
können.“ Die deutsche Übersetzung ihrer englischen Rede trug
Christian Finke, 2. Vorsitzender von „Bürger helfen Bürgern“
vor.
„Slawa Ukrajini“ erklang dann auch zum Abschluss des
Auftritts von „Pils und Kippe“, die als zweite Band des Abends
mit ihren Songs für beste Stimmung auf dem Platz gesorgt hatten.
Nach der Solidaritäts-Erklärung an die Ukraine gab es später
noch einen äußerst traurigen Moment: Zu Beginn des
Friedensfestivals waren noch Plakate, die bei der Suche nach der
vermissten Letmatherin helfen sollten, verteilt worden. Als
bekannt geworden war, dass die 17-Jährige ermordet wurde, trat
Detlev Paul noch einmal auf die Bühne und bat um eine
Schweigeminute.
Eröffnet hatten den Abend „Safe by Sound“ mit ihren
rockig-poppigen Coversongs. Ebenso, wie sich die Zahl der
Zuhörenden an diesem Abend steigerte, verhielt es sich auch mit
der Lautstärke und „Härte“ der Bands. Für richtig Rumms sorgten
Joker’s Kingdom, bevor Skalinka Tag eins beendeten.
Am Samstag und Sonntag jeweils ab 15.30 Uhr geht es weiter.
Weiterer Bericht folgt.
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Detlev Paul (li.) und Klaus Gith haben vor der
Kranzniederlegung am Poth gesprochen. Foto: Jennifer Katz |
Iserlohner Kreisanzeiger, 24.06.2022
Das Motto „Nie wieder Krieg“ bleibt
Bei der Mahnveranstaltung für die NS-Opfer ging es
hauptsächlich um den russischen Angriff auf die Ukraine
Iserlohn „Wozu
sind Kriege da?“ sangen Alla Pugatschowa und Udo Lindenberg 1985
in Moskau im Duett. Die russische Sängerin hat ihre Heimat laut
Medienberichten im März verlassen, weil sie wegen ihrer
Meinungsäußerungen eine Inhaftierung befürchten muss, und lebt
nun in Israel. Das Lied ist aktueller als je zuvor – Anlass
genug für die Verantwortlichen des Friedensplenums, es am
Vorabend des Festivals zum Auftakt der Mahnveranstaltung für die
Opfer des Nationalsozialismus abzuspielen.
Detlev Paul hatte für seine Ansprache am Poth ein altes
Plakat mitgebracht. „Als der Krieg gegen den Terror erklärt
worden ist, da haben wir gesagt: ,Krieg ist der Terror.’ Man
kann auch die schlimmsten Terrorangriffe nicht mit Krieg
bekämpfen. Der Krieg terrorisiert die Menschen. Er verursacht
Leiden, Tod, Verstümmelung – leider gibt es viel zu viel davon.“
Paul erinnerte an weitere Kriege: Afghanistan, Jemen, Syrien.
Die Strategie, zu „bombardieren, bis die Menschen weg sind“, sei
nun auch im Krieg gegen die Ukraine zu beobachten. „Unser Motto
bleibt: Nie wieder Krieg! Auch wenn es gerade schwer fällt“, so
Paul. Er bedauere, dass „unser Arm zu kurz ist“. Und auch in der
UNO sei dies so: „Wenn die Hälfte der Weltbevölkerung diesen
brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht verurteilt, ist
das ein furchtbares Zeichen für die Weltgemeinschaft.“
„Nie wieder Faschismus“ war ein weiteres Stichwort, das
Detlev Paul aufnahm. Zu NS-Zeiten habe es geheißen: „Da, wo
Deutsche wohnen, muss deutsches Gebiet eingenommen werden.“ Und
jetzt gebe es wieder eine solche Begründung: „Da wohnen Russen,
das muss man sich holen, die muss man befreien.“ Paul betonte:
„Das ist eine fatale Argumentation und völlig daneben.“
Es bleibe weiter nötig, Verhandlungen zu verlangen, das erste
Ziel müsse jedoch heißen: „Die Waffen müssen schweigen. Im
Moment sieht das leider überhaupt nicht so aus“, so Paul, der
appellierte, einen persönlichen Beitrag zu leisten – ob durch
Spenden, Energieeinsparungen oder durch Unterstützung von
Geflüchteten. „Wir sollten uns den Traum bewahren, auch wenn er
im Moment nur schwer zu leben ist.“ Passend dazu wurde Rio
Reisers „Der Traum ist aus“ gespielt. jk
Iserlohner Kreisanzeiger, 01.06.2022
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Die Friedensfest-Organisatoren freuen sich bei der
Vorbereitungsparty, dass es dieses Jahr nach der Corona-Pause
endlich wieder losgehen kann. Foto: Lea Henneboele |
Vorbereitungen für
das Friedensfest in vollem Gange
Organisatoren freuen sich nach zwei Jahren Corona-Pause auf
Festivitäten vom 24. bis 26. Juni
Iserlohn Die
Vorbereitungen für das Friedensfest laufen auf Hochtouren. Bei
der Vorbereitungsparty der Organisatoren am Wochenende wurde das
einmal mehr deutlich.
Geschäftiges Treiben in den Räumen von Kissing und Möllmann.
Zahlreiche freiwillige Helfenden schwirren umher, tragen sich in
Listen ein, begutachten die frisch gedruckte
Friedensfest-Zeitschrift. Denn lange ist es nicht mehr hin, bis
die Festivitäten nach zweijähriger Corona-Pause wieder losgehen.
Und trotzdem gibt es bis dahin noch einiges zutun, wie
Mitorganisator Detlev Paul verrät. „Ganz viele Sachen haben
nicht so geklappt wie immer.“ Beispielsweise musste eine neue
Biersorte verkostet werden, weil der ursprüngliche Lieferant
nicht verfügbar war. Und die Reden stehen noch nicht komplett,
da man noch nicht wisse, wer zum Beispiel von den ukrainischen
Geflüchteten zum Zeitpunkt des Festivals noch vor Ort sei.
Trotzdem sind alle Beteiligten guter Dinge, freuen sich aber
noch über weitere freiwillige Helfende für das Festival, das vom
24. bis 26. Juni stattfindet. Bisher gebe es auch noch keine
Zugangsbeschränkungen für das Festival. Und die Organisatoren
hoffen auf einen regen Besucherstrom und „gute Feierlaune“, wie
Detlev Paul voller Vorfreude verkündete. lea
Iserlohner Kreisanzeiger, 28.05.2022
Vorbereitungsfete für das Friedensfest
Iserlohn Der Friedensfestivalverein lädt am morgigen Sonntag um 11 Uhr zur
Vorbereitungsparty für das kommende Festival in die „Fabrik“ an der
Oberen Mühle 28 ein. Der Zugang erfolgt über den Auerweg durch den
Hinterhof. Bei diesem Mitbringbuffet mit Live-Musik von Baddy & Euro
gibt es die Möglichkeit, die Aktiven vom Friedensfestival besser kennen
zu lernen und sich in die Aufgabenlisten für das Festival, das vom 24.
bis 26. Juni stattfinden soll, einzutragen. Für viele ehrenamtliche
Arbeiten werden noch helfende Hände gesucht. Außerdem wird die neue
Festivalzeitung präsentiert.
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Alexander Platte, Alwine Witte, Detlev Paul und Michael Lux
laden zum Friedensfest ein. Foto: Ralf Tiemann |
Iserlohner Kreisanzeiger, 06.05.2022
Helfende Hände für
das Festival gesucht
Das 30. Friedensfest ist in trockenen Tüchern, auch wenn
Corona, Krieg und schwindende Kräfte noch Fragezeichen setzen
Iserlohn Eins muss Detlev
Paul vorwegschicken: „Das diesjährige Friedenfestival ist ähnlich
schwankend wie das allererste.“ Der Ukraine-Krieg, die zweijährige
Corona-Pause, die den ausrichtenden Friedensfest-Verein doch spürbar aus
dem Takt und aus der Übung gebracht habe, und die anhaltend hohen
Infektionszahlen („Keiner weiß, wer noch Corona kriegt und am
Festivalwochenende ausfällt.“) sorgten doch noch für einige
Fragezeichen. „Und wir sind ja auch wieder zwei Jahre älter geworden“,
sagt Paul mit Blick auf schwindende Kräfte und zurückgehende Mitglieder-
und Helferzahlen. Die grundsätzliche gute Nachricht steht aber: Vom 24.
bis 26. Juni steigt erstmals seit 2019 wieder ein Friedensfestival auf
dem Platz der Kulturen an der Bauernkirche – wie immer drei Tage volle
Live-Musik, bunter Lebensart, internationalen Spezialitäten und
politisch-friedensbewegter Arbeit umsonst und draußen.
Musikprogramm so regional wie nie zuvor
Das Musikprogramm steht ebenfalls weitgehend, nur eine Position ist
noch offen. Von den 13 bisher gebuchten Bands kommen ganze elf aus
Iserlohn und der näheren Umgebung. Lediglich die Bands „Skalinka“
(Top-Act am Freitagabend) aus Oldenburg und „Tribal M“ (Sonntagabend)
aus Wuppertal reisen von weiter her an. So regional war das Festival
wohl noch nie, was aber die Vielfalt der Stile und die Qualität
keineswegs einschränkt. Mit dabei sind „Safe by Sound“, „Pils & Kippe“,
„Joker’s Kingdom“, „Donga Livin Rhyth,”, „Bat’ O Pé”, „Kilkenny
Bastards”, „Red Rooster”, der „Werkschor Auerweg“, Isabell Jasse and
Friends, „Pax“ und „Projekt FX3“.
Der Erlös des Friedensfestes fließt wie immer in die Flüchtlingshilfe
– ganz gleich ob die Geflüchteten aus der Ukraine, aus Syrien oder aus
Russland kommen, wie Detlev Paul klarstellt. Einen Erlös gibt es beim
Festival aber jedes Mal nur, weil alle Bands ohne Gage auftreten und die
komplette Arbeit ehrenamtlich erledigt wird. Und genau da liegt eines
der Probleme. „Wir werden eher weniger als mehr“, sagt Alexander Platte.
Der Verein kommt zusehends in die Jahre, auch Todesfälle gebe es bereits
zu beklagen. So sei unlängst Jannis Triantaphylliedis gestorben, der als
„Mr. Bratwurst“ jedes Jahr alle drei Tage hinter dem Grill stand.
Kurzum: Der Festival-Verein braucht dringend Unterstützung. Ob am
Bierwagen, beim Aufbau, beim Getränketransport an der Sackkarre oder im
Kinderland am Schminkstand – „wir brauchen jede helfende Hand“, sagt
Detlev Paul. „Jede Stunde Hilfe zählt.“ Wer das Festival unterstützen
möchte, kann sich per Mail an info@friedensfestival.de melden oder
direkt zur Helfer-Party am Sonntag, 28. Mai, ab 11 Uhr im neuen
Veranstaltungsraum im Hinterhof der Fabrik Kissing & Möllmann kommen.
Dort werden dann auch die druckfrischen Festival-Zeitungen verteilt.
Fragezeichen wirft auch der Krieg in der Ukraine auf, weil niemand
wisse, wie die Situation in sieben Wochen ist, ob der Krieg dann noch
tobt oder ob die Waffen schweigen, und ob beispielsweise die aus der
Ukraine geflüchtete Yana Shalnova, die als Übersetzerin im Verein
„Bürger helfen Bürgern“ mithilft und als Rednerin angefragt wurde, dann
überhaupt noch in Deutschland ist.
Gerne hätten die Organisatoren auch russische Stimmen aus Iserlohn
als Redebeiträge auf der Bühne. Es sei aber schwierig, jemanden zu
finden, der reden möchte und reden darf. Viele hätten noch
Verwandtschaft in Russland und fürchten Repressalien.
„Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“
Und ratlos macht der Krieg die Mitglieder des
Friedensfestival-Vereins ohnehin: „Wir hätten niemals gedacht, dass wir
ein Friedensfestival feiern, wenn mitten in Europa Krieg ist“, sagt
Detlef Paul. Das Festival ist angesichts dieser Situation sicherlich
aktueller und nötiger denn je. Das Motto zitiert Che Guevara:
„Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker – Krieg ist Terror.“
Iserlohner Kreisanzeiger, 05.05.2022
Berichterstattung
nicht einseitig
Bei dem Begegnungsfest auf der Alexanderhöhe hat auch das
FriedensPlenum und der Friedensfestivalverein mit einem Angebot von
heimischer Bratwurst mit heimischem Senf einen Beitrag zum Gelingen
dieses tollen Festes geleistet. Die Stimmung war bei diesem Fest
bewusst einseitig für die Menschen, die wegen des Angriffskriegs
gegen die Ukraine ihr Land verlassen mussten und zu uns gekommen
sind.
Wenn Menschen aus Russland zu uns kommen würden, weil sie zum
Beispiel diesen Krieg einen Krieg nennen oder junge Männer nicht in
diesen Krieg zu ziehen gezwungen werden wollen, dann würden auch
diese Menschen bei uns freundliche Aufnahme finden.
Ich hatte die Hoffnung, dass in Iserlohn keine feindselige
Stimmung gegen russischsprachige Menschen aufkommt. Um so mehr
bedaure ich es, dass eine Gruppe von Menschen, die Russland sehr
lieben, die Notwendigkeit für sich gesehen hat, einen Autokorso
durchzuführen.
Ich war davon ausgegangen, dass unter anderem deshalb, weil die
Gemeinschaft der Deutschen aus Russland so tatkräftig die
Flüchtlinge aus der Ukraine in Iserlohn unterstützt hat, ein
freundliches Klima zwischen russischsprachigen, ukrainischsprachigen
Menschen und der sonstigen Wohnbevölkerung vorherrscht.
Aus meiner Erfahrung als Lehrer in der Gesamtschule kann ich
bestätigen, dass in den Schulen viel Verständigungsarbeit geleistet
wird. Bei der Kundgebung am 26. April und bei der Rede zum
Ostermarsch habe ich betont, dass wir bei aller Empathie für die
Menschen, die in der Ukraine leiden, nicht gegen die Menschen, die
russisch sprechen, Vorbehalte entwickeln sollten.
Ich habe dazu noch beim Ostermarsch erklärt, dass die Sanktionen
nicht das Ziel der völligen ökonomischen Vernichtung der russischen
Volkswirtschaft verfolgen dürfen, weil dies dann auch den armen Teil
der russischen Bevölkerung treffen würde.
Wir von der Friedensbewegung haben das Lied „Nicht schießen“ von
Zemfira auf russisch, „Wozu sind Kriege da?“ von Udo Lindenberg und
Anna Pugatschowa auf deutsch und russisch und das Lied von Sting
„The Russians love their children too“ beim Ostermarsch präsentiert.
Umso trauriger stimmt es mich, dass Peter Neufeld ansteigende
Diskriminierungen russischstämmiger Mitbürger feststellt. Dem
sollten wir alle gemeinsam entgegenwirken. Nicht jeder Mensch, der
russisch spricht, ist für den Krieg.
Bei allem Bemühen um Verständigung muss ich Herrn Neufeld in dem
Vorwurf der Einseitigkeit widersprechen. Die Berichterstattung über
diesen Krieg kann nicht ausgewogen erfolgen, denn die sogenannte
militärische Spezial-Operation ist nicht ausgewogen sondern die
russischen Truppen haben das Nachbarland Ukraine überfallen. Dies
ist besonders kritikwürdig, weil Russland der Ukraine versprochen
hat, es niemals zu überfallen, weil 1994 bis 1996 die Ukraine all
ihre Atomraketen an Russland abgegeben hat. Die Erklärung, dass die
russische Armee den russischsprachigen Menschen hätte helfen müssen,
können mich nicht überzeugen.
Mariupol mit etwa 45 Prozent russischsprachigen Menschen vor dem
Krieg ist jetzt völlig zerstört und es hat keine Jubelparaden am
Straßenrand für die russischen Truppen gegeben. Da gibt es keine
heilen russischen Wohngebiete. Rund um Kiew gab es fast keine
russischsprachigen Menschen, denen russische Truppen hätten zur
Hilfe eilen können.
Könnte es bei dem Vorstoß nicht eher um den Versuch der Absetzung
der ukrainischen Regierung gegangen sein?
Bei allem Verständnis für die Vaterlandsliebe von Menschen mit
russischen Wurzeln sollten solche Argumente zumindest gewürdigt
werden.
Detlev Paul , Iserlohn
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Vor allem die vielen Kinder der ukrainischen
Flüchtlingsfamilien kamen auf der Alexanderhöhe auf ihre Kosten:
Das Spiel- und Kreativangebot war riesengroß. |
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Das Video-Team von der „Multikulturellen Kinderwelt“ hat auf dem
Festplatz unermüdlich Interviews geführt. |
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Ein großes Talent aus der Ukraine: Sofia Semenowa, erst seit
sechs Wochen in Iserlohn, sang auf der Bühne. Fotos: Dennis
Echtermann |
Iserlohner Kreisanzeiger, 02.05.2022
Ein Stück Heimat in
der Fremde finden
Tolle Stimmung und viele Besucher: Das Willkommensfest der
Stadt für die Kriegsflüchtlinge war ein voller Erfolg
Von Ralf Tiemann
Iserlohn Der Wunsch, dass
sich vor allem die geflüchteten Menschen aus der Ukraine finden und
kennenlernen, und dass sie feste Kontakte untereinander knüpfen, ist am
Samstagnachmittag definitiv in Erfüllung gegangen. Es werden wohl an die
1000 Menschen gewesen sein, die den Weg zum Willkommensfest auf der
Alexanderhöhe gefunden haben – darunter sehr viele Ukrainer, die aus
ihrer zerstörten Heimat in Iserlohn angekommen sind. Rund 700
Kriegsflüchtlinge haben in den wenigen Wochen nach dem Kriegsausbruch
bereits ein neues Zuhause in Iserlohn gefunden, ein Ende ist nicht
abzusehen. Der Iserlohner Weg, auf Sammelunterkünfte zu verzichten und
diesen Menschen möglichst schnell ein Höchstmaß an Ruhe in den eigenen
vier Wänden zu ermöglichen, entspricht sicherlich den Bedürfnissen der
Flüchtlinge. Einer schnellen Vernetzung stehe die Unterbringung in den
eigenen Wohnungen aber im Wege, sagt Bürgermeister Michael Joithe im
Gespräch mit unserer Zeitung. Genau da liege die Grundidee dieses
Festes: Die Ukrainer sollen die Möglichkeit bekommen, eine Community zu
bilden und somit ein Stück Heimat in der Fremde zu finden.
Mit dem Ergebnis war nicht nur Joithe hoch zufrieden. Bei strahlendem
Sonnenschein, einem riesigen Angebot an Spielmöglichkeiten für die
Kinder, Musikprogramm auf der Bühne und vor allem einem großen Platz mit
Tischen und Bänken für die Begegnungen gab es im Grunde nur lachende und
fröhliche Gesichter auf der Höhe – vor allem auch von Burcu Öcaldi,
Leiterin des Bereichs Soziales, und Ehrenamtskoordinator Hinrich
Riemann, die das Fest für die Stadt organisiert haben und sich nun über
die schöne, friedliche und familiäre Atmosphäre auf dem Festplatz
freuten, wo die Besucher gut von der Bühne unterhalten wurden. Musik kam
von dem Chor „Rise Up“, den „Gunternauten“, dem jungen ukrainischen
Talent Sofia Semenowa, dem Flötentrio der Musikschule und einem
Kinderchor der „Multikulturellen Kinderwelt“, die auch mit ihrem Film-
und Video-Team angerückt war und für die Stadt das Fest filmte und
Interviews mit Besuchern und Prominenten führte. Interviews gab es auch
auf der Bühne, wo die ukrainische Moderatorin Julia Eichhofer, die aus
Berlin nach Iserlohn gekommen war und zweisprachig durch das Programm
führte, unter anderem die Bundestagsabgeordneten Paul Ziemiak und
Bettina Lugk begrüßte.
Die Stimmung war einfach blendend, was auch an den vielen Kindern und
dem fast kirmesartigen Ausmaß an Spiel- und Kreativangeboten lag. Die
ganze Schotterfläche, auf der früher einmal die Parkhalle stand, war mit
Zelten gefüllt, mittendrin stand sogar ein Karussell. Ein Novum und eine
wohl einmalige Besonderheit war auch, dass es alle Getränke und Speisen
– darunter auch ukrainische Spezialitäten – umsonst gab. Statt zu
bezahlen, konnte jeder spenden, was er wollte.
Enorme Unterstützung aus der Stadtgesellschaft
„Friede für die Ukraine – Solidarität für geflüchtete Menschen“
lautete das Motto, und die Solidarität ist in Iserlohn ungebrochen hoch.
Finanziert wurde das Fest größtenteils aus der Iserlohner Wirtschaft,
allen voran der Firma Medice, deren Geschäftsführerin Dr. Katja
Pütter-Ammer auch den Anstoß für das Fest gegeben hatte. Unterstützend
waren natürlich auch die Iserlohner Hilfsorganisationen „Bürger helfen
Bürgern“, „LebensWert“ und „Von Menschen für Menschen“ sowie der
Pastoralverbund Iserlohn und die Ortsvereine Hennen, Rheinen,
Rheinermark und Drüpplingsen vor Ort. „Ich bin stolz auf unsere Stadt
und die vielen ehrenamtlichen Helfer und Organisationen“, sagt
Bürgermeister Joithe in seiner Begrüßung. „Ehrenamt ist das lebendige
Zeichen einer gut funktionierenden Stadtgesellschaft“. Zu dieser
Stadtgesellschaft gehören nun auch die Geflüchteten aus der Ukraine, die
Joithe ausdrücklich einlud, das Fest zu nutzen, um Kontakte zu knüpfen
und die Angebote und Einrichtungen der Stadt kennenzulernen.
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Mit Banner und Fahnen ging der Marsch durch die
Wermingser Straße zum Alten Rathaus. |
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Viele Friedensbewegte aus Iserlohn und Hemer haben sich am
Samstag auf den Weg gemacht. |
Yana Shalnova war wohl die erste ukrainische Rednerin in
Iserlohn. |
Iserlohner Kreisanzeiger, 19.04.2022
Tränen aus Schmerz, Angst und Verzweiflung
Nach dem Ostermarsch von Hemer nach Iserlohn eröffnet Yana
Shalnova die Kundgebung am Alten Rathaus
Ralf Tiemann
Iserlohn „Ich bin überzeugt, dass die
Ukraine am Ende gewinnen wird“, rief Yana Shalnova. „Denn das Gute
gewinnt immer über das Böse. Und dann werden wir Tränen des Sieges
weinen“. Die 40-jährige Anwältin ist mit ihren beiden Söhnen aus der
ukrainischen Großstadt Kriviy Rih geflohen. In Iserlohn angekommen
unterstützt sie mit ihren guten Englisch-Kenntnissen ehrenamtlich den
Verein „Bürger helfen Bürgern“.
Am Samstagmittag war sie es, die
nach dem Ostermarsch gegen den Ukraine-Krieg als erstes auf dem Alten
Rathausplatz sprechen durfte. Und dabei ging es zunächst nicht um die
Tränen des Sieges, sondern um die vielen Tränen, die das ukrainische
Volk seit dem 24. Februar bereits vergossen hat. Zunächst – am ersten
Tag des Krieges – Tränen der Verwirrung, der Verzweiflung, der Angst und
der Hilflosigkeit. Später dann Tränen des Schmerzes und des Hasses, die
der Krieg mit sich bringt. Niemals habe sie sich vorstellen können, dass
ein solcher Krieg über ihre Heimat hereinbrechen könne. Und nun seien
die Ukrainer auf der Flucht. Sie hätten nicht nur ihr Zuhause verloren,
sondern auch ihre Pläne, Träume, Familien, Freunde und alles – Tränen
der Sehnsucht und des Mitleids. „Wir bitten die ganze Welt und beten um
Hilfe, damit der Krieg und das Sterben in unserem Land beendet werden.“
„Slavia Ukraini“ schallte durch die Innenstadt
Mehr als 50 friedensbewegte Demonstranten hatten sich am Morgen auf
Initiative des Iserlohner Friedensplenums und des Hemeraner
Friedensbündnisses auf dem Hademareplatz in Hemer auf den Weg gemacht,
um erstmals seit über 30 Jahren mit einem Ostermarsch gegen den Krieg zu
demonstrieren. Natürlich hätte der Zuspruch noch größer sein können,
viele hätten sich wohl auch mehr Mitstreiter gewünscht.
Der
Besuch sei aber ähnlich hoch gewesen wie bei den Friedensdemos Anfang
der 2000er Jahre gegen den Irakkrieg, sagte etwa Harry Hamann, Musiker
aus Hemer, der bei allen Friedensdemonstrationen in Hemer und Iserlohn
dabei ist und schon 1983 zusammen mit 600.000 Menschen im Bonner
Hofgarten Willy Brandt und Hannes Wader gehört hatte. Selbst nach
solchen Erfahrungen war er am Samstag hoch erfreut über den Erfolg der
Aktion: Für eine solche dezentrale Veranstaltung mit längerem Marsch sei
der Besuch sehr gut.
Durch den Duloh und über den Radweg der
ehemaligen Bahntrasse führte der Marsch durch die Iserlohner Innenstadt
bis zum Alten Rathaus, wo der Zug zunächst von dem Song „Slavia Ukraini“
der Hemeraner-Iserlohner Band „Pils & Kippe“ begrüßt wurde – der
aktuelle Song, kurz vor Kriegsbeginn veröffentlicht und inzwischen ein
echter Hit bei Veranstaltungen und Konzerten in der Region, schallte vom
Band durch die Innenstadt.
Detlev Paul vom Friedensplenum wehrte
sich dann bei seiner Begrüßung gegen die derzeitige Diskreditierung der
Friedensbewegung als „5. Kolonne Putins“ und rief dazu auf, die
Kriegsmaschinerie Russlands durch aktives Energiesparen auszutrocknen.
Und er bezog klar Stellung gegen „russenfeindliche Reflexe in unserer
Stadt“ – die dürfe es bei aller Empathie nicht geben. Und weiter:
„Waffenlieferungen in Krisengebiete sind grundsätzlich abzulehnen. Ich
kann aber nicht widersprechen, wenn aktuell Waffen in die Ukraine
geliefert werden.“
Pfarrer Gottfried Abrath: „Krieg ist
Schwachsinn“
Eindringlich wendete sich am Ende der
Kundgebung Pfarrer Dr. Gottfried Abrath gegen die „Logik des Krieges“
und griff das Thema des Ostermarsches „We Still Have a Dream“ auf, indem
er sagte, dass 100 Milliarden für die Aufrüstung und die Lieferung von
Angriffswaffen für die Ukraine sein Traum nicht sei: „Lasst uns eine
Gegenlogik entwickeln, eine Mission für den Frieden. Lasst euch nicht
einwickeln in die Argumente, dass mehr Waffen uns retten.“ Abrath
erinnerte an die vielen friedlichen Revolutionen, die einen anderen Weg
weisen. „Mein Traum ist, dass es gelingen wird, auf friedlichem Weg und
ohne Gewalt zusammenzuleben. Darum stehen wir hier. Krieg ist
Schwachsinn“.
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Iserlohner Kreisanzeiger, 19.04.2022
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Rund 80 Bürger beteiligten sich am Karsamstag am Ostermarsch
des Friedensbündnisses und Friedensplenums von Hemer nach
Iserlohn. Ralf Engel |
Für ein friedvolles, tolerantes Miteinander
Nach 30 Jahren findet erstmals
wieder ein Ostermarsch statt. Im Vergleich zu den 80ern fehlt die Jugend
Rund 80 Bürger beteiligten sich am
Karsamstag am Ostermarsch des Friedensbündnisses und Friedensplenums von
Hemer nach Iserlohn. <b>Ralf Engel</b>
Ralf Engel
Hemer/Iserlohn Die alte Tradition der Ostermärsche ist nach über 30
Jahren wiederbelebt worden: In den 80er Jahren gingen in Hemer an Ostern
Jahr für Jahr bis zu 500 Bürger für Frieden und Abrüstung auf die
Straße, zum Neustart am Karsamstag machten sich rund 80 auf den
Friedensweg von Hemer nach Iserlohn, wo auf dem Alten Rathausplatz die
Abschlusskundgebung stattfand.
Das Hemeraner Friedensbündnis und
das Friedensplenum Iserlohn hatten in Anbetracht des Krieges in der
Ukraine zu der Demonstration eingeladen. Mobilisierten die Ostermärsche
in den 80ern durch den NATO-Doppelbeschluss und die Angst vor Atomwaffen
vor allem junge Leute, fehlten diese am Samstag fast völlig. Viele
Teilnehmer konnten sich noch gut an die Ostermärsche der 80er erinnern,
waren damals als Jugendliche dabei. Am Wunsch nach Frieden hat sich über
die Jahrzehnte nichts geändert. „Noch mehr Waffen sind nicht die Lösung“
oder „Genug, hört auf, legt die Waffen nieder“, stand auf Plakaten.
Friedensbotschaft von Mahatma Ghandi
Katja
Schönenberg vom Friedensbündnis Hemer erinnerte zum Auftakt an die
Friedensbotschaften von Martin Luther King und Mahatma Ghandi: „Es gibt
keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ Die UN-Charta sollte
Weltfrieden und internationale Sicherheit bewahren. Was dieses Papier
heute noch wert sei, fragte die Hemeranerin nach dem Angriff auf die
Ukraine.
Die Bedrohung durch Kriege und Waffen sei ein stetiger
Begleiter für die Menschen auf dieser Welt. Die Grundhaltung der
Gewaltfreiheit habe sich auch das Friedensbündnis Hemer zur Bedingung
gemacht und setze sich für ein friedvolles, tolerantes Zusammenleben
ein. „Der Krieg in der Ukraine muss sofort beendet werden, stoppt das
Töten“, forderte Katja Schönenberg.
Sie ging aber auch auf den
persönlichen Gewissenskonflikt der Gewaltlosigkeit in Anbetracht der
Bilder aus der Ukraine ein. Es sei nachvollziehbar, dass sich die
Menschen, ein Volk verteidigen wolle, um seine Freiheit zu erhalten.
Dies sei auch ein Völkerrecht. Auf den Weg des Friedens führe dies aber
nicht. „Was kostet uns der Frieden in Europa, wenn wir auf fossile
Energien von Kriegstreibern verzichten würden“, fragte die Hemeranerin.
„Vielleicht sollten wir zeigen, wie wertvoll uns der Frieden und die
Menschenrechte, ja die Menschenwürde sind, und unsere
Wohlstandspantoffeln ausziehen, Energie einsparen und ja, auch die
Wirtschaftleistung reduzieren“, sagte sie.
Marsch über
einen „Weg voller Tränen“
Alle Geflüchteten seien gleich,
egal an welcher europäischen Außengrenze sie stünden. Einige Beispiele
aus Lebensgeschichten von Geflüchteten wurden durch das Friedensbündnis
vorgestellt. Die Opfer von Krieg und Terror einige die Sehnsucht nach
Frieden.
Auch Bürgermeister Christian Schweitzer begleitete den
Ostermarsch, der vom Hademareplatz über den Mühlenweg nach Iserlohn
führte. Es war ein historisch bedeutsamer „Weg voller Tränen“, denn über
20.000 Leichen von überwiegend russischen Kriegsgefangenen aus dem
Stalag VIA sind im Zweiten Weltkrieg über diesen Weg zu den
Massengräbern auf dem Duloh gekarrt worden. Auch diese Erinnerung an
Leiden und Sterben begleitete die Ostermarschierer: „Wir haben den Traum
nach Frieden und Versöhnung“
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