Stellungnahmen und Vorschläge des FriedensPlenums zur Gestaltung des Platzes an der Bauernkirche

Soziale Stadt - Starterprojekt „Platz der Bürger - Platz der Kulturen“

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Das FriedensPlenum veranstaltet seit nunmehr 21 Jahren das Iserlohner Friedensfestival auf dem Platz an der Bauernkirche. In dieser Zeit haben wir den „ungeschliffenen Diamanten“, wie Fritz Kühn den Platz einst nannte, in aller Gründlichkeit kennen und schätzen gelernt.

Der Platz hat eine in Iserlohn einzigartige Atmosphäre, auch wenn er durch die Fällung der Bäume für die überdimensionierte und ahistorische Treppenanlage zur Straße Am Bilstein einen Teil seines Parkcharakters verloren hat. Im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt“ soll der Platz an der Bauernkirche nun erneut umgestaltet werden. Hierzu ist eigentlich eine Bürgerbeteiligung vorgesehen:

„Zur Vorbereitung der Umgestaltung ist zunächst ein entsprechendes Gestaltungskonzept erforderlich, das unter intensiver Beteiligung der Bürger erarbeitet werden soll - denkbar ist z.B. eine Planungswerkstatt auf dem Platz.“
„Endbericht“ zum Projekt „Soziale Stadt“, Starterprojekt „Platz der Bürger - Platz der Kultur(en)“

Eine intensive Beteiligung der Bürger hat bisher jedoch nicht stattgefunden. Eine Reihe von Plänen für eine Umgestaltung des Platzes sind bereits erarbeitet worden, ohne Erfahrungen und Ideen der Iserlohner Bürger in die Überlegungen der ortsfremden Planungsbüros einfließen zu lassen. Wir möchten daher die Gelegenheit nutzen, anlässlich des auf dem Platz stattfindenden Frühlingsfestes Südliche Innenstadt/Obere Mühle zu den bisher veröffentlichten Planungen Stellung zu nehmen und eigene Vorschläge zu einer behutsamen Umgestaltung des Platzes einzubringen.

Grundsätzliche Überlegungen

Bei der Ausgestaltung der Pläne für einen „Platz der Bürger - Platz der Kulturen“ halten wir die Beachtung folgender Grundsätze für unerlässlich:

- Mehr Belebung: Etablierung eines gastronomischen Angebots, Einrichtung eines Kleinkinderspielplatzes, Angebote für Senioren, mehr Kulturveranstaltungen.

- Erhalt des Platzes als Veranstaltungsort.

- Mehr Grün: geschlagene Bäume ersetzen, vorhandene stehen lassen, Neupflanzungen, mehr Wiesenfläche, weniger Versiegelung.

- Erhalt der historischen Bausubstanz auf dem Platz und im unmittelbaren Umfeld.

Unsere Stellungnahmen und Vorschläge beziehen sich im Einzelnen auf folgende Punkte:

1. Cafe/Gastronomie im Park
1.1. Planung
1.2. Stellungnahme
1.3. Vorschläge zur Umsetzung

2. Spiel- und Bewegungsflächen
2.1. Planungen
2.2. Stellungnahme
2.3 Alternativen/Weitere Vorschläge
2.4. Seniorengerechte Angebote

3. Kulturelle Aktivitäten

4. Offenlegung des Baarbachs - Abschnitt An der Schlacht bis Viadukt Poth
4.1. Aktuelle Planung
4.2. Stellungnahme

5. Zugang zur Innenstadt / „Barrierefreiheit“
5.1. Stadtmauer
5.2. Freitreppe
5.3. Aktuelle Planung
5.4. Stellungnahme
5.5. Alternativen/Weitergehende Vorschläge

6. Erhalt der historischen Bausubstanz der Iserlohner Altstadt

7. Begrünung

8. Hunde auf dem Platz

9. Zugang zum Platz mit KFZ

10. Platzumbenennung


1. Cafe/Gastronomie im Park

1.1. Planung

Der im Juli 2011 im Quartiersbüro ausgehängte Plan des Projekts „Grenzenloses Iserlohn“ beschreibt als Ziel die „Instandsetzung des leer stehenden, geschieferten Hauses an der Straße Am Zeughaus, ohne das optische Erscheinungsbild zu verändern.“ Ein öffentliches Cafe mit Außengastronomie würde aufgrund des Charmes des Gebäudes und der guten Lage zur Belebung des Platzes beitragen.

1.2. Stellungnahme des FriedensPlenums

Das FriedensPlenum befürwortet grundsätzlich das Planungsziel, das Haus äußerlich unverändert instand zu setzen und dort Gastronomie anzusiedeln. Gerade ein Angebot mit Außengastronomie ist hervorragend geeignet, zu einer Belebung des Platzes beizutragen.

Das Projekt 8.7 entspricht den Kernvorgaben des Programms „Soziale Stadt“ (Städtebau, soziale Integration) und wahrt den historischen Charakter des Platzes. Gegenläufige Planungen, die den Abriss des Hauses und einen Neubau an dieser zentralen Schnittstelle des Platzes vorschlagen (z.B. wie im urspünglich geplanten Projekt 3.6 geschehen) lehnen wir ab.

1.3. Vorschläge zur Umsetzung

Die Entscheidung bezüglich der Einrichtung eines Cafes im Schieferhaus ist besonders dringlich, da das leer stehende Haus nur unzureichend gesichert dem Verfall preisgegeben ist. Das Nachbarhaus wurde bereits zum größten Teil abgerissen. Wir halten die zumindest vorübergehende Übernahme und Entwicklung des Hauses durch die Stadt Iserlohn bzw. geeignete öffentliche Institutionen (IGW, GfW) zur Umsetzung der Planung für erforderlich.

Die Renovierungsarbeiten können über Qualifizierung und Ausbildung in verschiedenen Berufsfeldern des Handwerks (Maurer, Schreiner, Bodenleger, Maler und Lackierer etc.) erfolgen, unter besonderer Berücksichtigung der Beteiligung junger Bewohner des Plangebietes „Südliche Innenstadt/Obere Mühle“ ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Diese Art der Umsetzung entspricht einer weiteren Kernvorgabe des Programms „Soziale Stadt“ (Qualifizierung und Ausbildung) und eröffnet zudem die Möglichkeit, weitere Fördermittel für die Renovierung zu beantragen und so die Kosten für die Stadt Iserlohn zu minimieren. Ein möglicher Projektpartner bei der Renovierung wäre neben anderen z.B. die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis.

Der Betrieb eines Cafes durch einen sozialen Träger ist wünschenswert, die Einrichtung eines „Behindertenintegrationscafes“ denkbar. Um die Idee eines „Platzes der Kulturen“ mit Inhalt zu füllen, halten wir ein interkulturelles Projekt jedoch für naheliegender. Sozialdumping bei Renovierung und Betrieb, z.B. durch 1-Euro-Jobs, lehnen wir grundsätzlich ab.

Die Einrichtung eines Rollstuhlgerechten WC's auf dem Platz halten wir für sinnvoll, um auch für gehbehinderten Menschen, die nicht so schnell zur öffentichen Toilette am alten Rathaus gelangen können, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Dies kann sinnvoller Weise im Zusammenhang mit der Einrichtung eines gastronomischen Angebots in Angriff genommen werden.

Nach der Etablierung eines Cafes mit Außengastronomie besteht die Aussicht auf eine selbsttragende Betriebsstruktur, die ohne öffentliche Förderung auskommt. Die Straße Am Zeughaus bietet auch im östlichen Verlauf durch das in Iserlohn einmalige historische Ensemble von Stadtmuseum, Rampelmannschen Haus und des Museums für Handwerk und Postgeschichte durchaus weiteres Potenzial etwa für gastronomische Spezialangebote.

2. Spiel- und Bewegungsflächen

2.1. Planungen

Spielflächen tauchen in verschiedenen veröffentlichten Planungen auf bzw. es wird auf das Spielkonzept Altstadt verwiesen. Vorangetrieben wird zur Zeit vor allem die Planung eines großen Spielplatzes weit außerhalb des Zentrums auf dem Areal des bisherigen Lägersportplatzes. Auf dem Platz an der Bauernkirche ist im Zusammenhang mit der Baarbachabzweigung eine weitere Abzweigung zu einem Wasserspielplatz an der Stadtmauer geplant (Projekt 6.11).

2.2. Stellungnahme des FriedensPlenums

Eine Erweiterung und qualitative Verbesserung der Spielmöglichkeiten auf dem Platz an der Bauernkirche befürworten wir sehr (s. Vorschläge weiter unten). Einen Wasserspielplatz auf der Fläche vor der Stadtmauer lehnen wir jedoch ab, da diese dann sowohl als Freifläche zum Fußballspielen als auch als Veranstaltungsfläche wegfällt und die vorgeschlagene Variante (künstliche „Felsquelle“ in der Stadtmauer, Energieverbrauch zur Heranführung des Baarbachwassers bis zur Stadtmauer) nicht überzeugt.

2.3. Alternativen/Weitere Vorschläge

Zugeschüttetes Wasserbecken

Der vorhandene Spielplatz an der Inselstraße/Eingang Luftschutzstollen soll erhalten bleiben, die Spielgeräte sollen erneuert werden. Dieser Spielplatz kann auf ältere Kinder ausgerichtet werden, während für kleinere Kinder eine neuer Spielbereich geschaffen wird. Er könnte im Bereich des Dreiecks Stadtmuseum/Rampelmannsches Haus/Museum für Handwerk und Postgeschichte angesiedelt werden. Davon könnten auch gastronomische Angebote in der angrenzenden Straße Am Zeughaus profitieren.
Ein Wasserspielplatz könnte auf der Fläche des alten Wasserbeckens eingerichtet werden. Oder man buddelt das „Schwimmbecken“ nun wieder leer, befüllt es mit Wasser und stellt einen Bademeister ein.
Generationen von Iserlohnern hatten an und in dem Becken ihren Spass - auch ohne Bademeister.
Falls nicht, schlagen wir vor, die unnützen Geländer und Hochbeetelemente zu entfernen und die Platzkante zur Inselstraße und zur Straße Altstadt mit Bäumen und Sträuchern zu begrünen, um den Platz mittel- bis langfristig optisch und akustisch vom Straßenverkehr abzugrenzen.

2.4. Seniorengerechte Angebote

Nicht nur Kinder wollen spielen: Zur Attraktivierung des Platzes für Senioren schlagen wir neben der Aufstellung von mehr Sitzbänken, Aktivitätsangebote wie eine Boulebahn und die Installation einiger seniorengerechter Trimmgeräte vor. Entsprechende Pläne der beteiligten Entwicklungsbüros sind uns bisher nicht bekannt. Wir halten die Einbeziehung der älteren Mitbürger aber für unabdingbar, um auch tatsächlich einen Platz für alle Generationen zu schaffen.

3. Kulturelle Aktivitäten

Das Frühlingsfest „Viertel voller Vielfalt“ im Rahmen des Projektes „Soziale Stadt“ ist ein positives Signal, wieder mehr Veranstaltungen auf dem Platz stattfinden zu lassen und damit zu einer Belebung beizutragen. Durch eine vielfältiges Angebot ließen sich unterschiedlichste Besuchergruppen anlocken und vom Aufenthaltswert und dem Ambiente dieses Ortes überzeugen. Je mehr Menschen diesen Ort über Kulturveranstaltungen kennen lernen, desto mehr kommen auch als potenzielle Kunden eines ständigen gastronomischen Angebots in Frage. Die Entwicklung hin zu einem sich finanziell selbstragenden Café ohne öffentlichen Zuschussbedarf würde so gefördert.

Allein über ehrenamtliche Veranstaltungen oder (aus den nur temporär zur Verfügung stehenden Mitteln der „Sozialen Stadt“ finanzierte) Sonderaktionen wie das heutige Frühlingsfest ist dieses Ziel jedoch nicht zu erreichen.

Hier ist auch das städtische Kulturbüro gefordert, das seine erheblichen finanziellen Mittel schwerpunktmäßig für Veranstaltungen auf der Alexanderhöhe und in Barendorf einsetzt und den Platz an der Bauernkirche bisher eher meidet. Dabei würden regelmäßige Kulturangebote auf dem Platz neben den Synergieeffekten für die Gastronomie auch mehr Kunden für den Einzelhandel in der Innenstadt bedeuten - ein Effekt, der bei Veranstaltungen auf der Alexanderhöhe weniger stark ist und im Falle Barendorfs aufgrund der großen Entfernung komplett aubleibt.

4. Offenlegung des Baarbachs - Abschnitt An der Schlacht bis Viadukt Poth

4.1. Aktuelle Planung

Die auf der Internetseite der Stadt Iserlohn veröffentlichte Studie eines Wuppertaler Ingenieurbüros zur Offenlegung des Baarbachs im Bereich des Platzes an der Bauernkirche (Gestaltungsplan Lageplan 2, Abschnitt An der Schlacht bis Viadukt Poth) sieht schön aus: Blubbernde Quelltöpfe, eine Felsquelle und breite Wasserläufe zieren zur Illustration den Bachverlauf, der in einer künstlichen Abzweigung über den Platz verlaufen soll.

4.2. Stellungnahme des FriedensPlenums

Dem künstlichen Abzweig des Baarbaches mit Verlauf über den gesamten Platz stehen wir kritisch bis ablehnend gegenüber. Die Studie hierzu wirft Fragen auf bzw. lässt einige wichtige Punkte offen:

Der Fließrichtung folgend, müsste der Baarbach zunächst im Bereich An der Schlacht/Obere Mühle zur Bewässerung des Abzweigs aufgestaut werden. Dazu müsste ein unterirdisches Stauwerk unter dem Straßenniveau für viel Geld errichtet werden. Die genauen Kosten dafür sind noch unklar, unter anderem weil in der Machbarkeitsstudie die Problematik der auflaufenden Verrohrung aus den Bereichen Innenstadt/Hohler Weg/Hardt nicht berücksichtigt wurde. Dieses Oberflächenwasser soll weiter in den alten kanalisierten Baarbach geleitet werden und müsste so das unterirdisch gestaute „saubere“ Wasser für den offenen Abzweig über den Platz an der Bauernkirche kreuzen.

Durch einen künstlichen „Quelltopf“ soll dann ein Teil des aufwendig herangeführten Wassers auf den Platz plätschern. Die zu erwartenden laufenden Kosten für Energieverbrauch und Unterhalt des Quelltopfes sind bisher nicht bekannt.

Ob genügend Bachwasser vorhanden ist, um sowohl den Abzweig als auch den verbleibenden Baarbach-Hauptkanal ausreichend zu bewässern, erscheint fraglich. Der Baarbach führt nach längeren Trockenperioden nur wenig Wasser, was zu entsprechendem Geruch entweder aus dem Kanal oder dem offenen Abzweig führen kann.

Wenig seriös erscheint in diesem Zusammenhang die Illustration des Lageplans der Machbarkeitsstudie mit einem Foto der Wupper (!), mit dem eine ausreichende Wassermenge suggeriert wird.

Der Lauf des Wassers über den Platz soll zunächst in einer in Stein gefassten Rinne erfolgen, die das Wasser an den Museen vorbei zur Grünfläche an der Bauernkirche führt und dort in ein Bachbett münden soll. Die Planung sieht dann eine Erweiterung und Vertiefung des künstlichen Bachbetts vor, mit Felsblöcken im Bereich des Ufergefälles.

Diese Pläne sehen wir vor allem deswegen kritisch, weil derartige Bachläufe häufig dauerhaft eingezäunt werden. Bei größeren Veranstaltungen sind behördliche Auflagen zur temporären Einzäunung des künstlichen Bachabzweiges zu erwarten. Dadurch ginge nicht nur die eingezäunte Fläche des Baches für Veranstaltungen verloren: Der südöstliche Teil des Geländes würde durch die Zäune abgetrennt. Eine solcherart eingeschränkte Nutzbarkeit des Platzes bedeutet für zukünftige Veranstaltungen nicht nur einen Verlust an Gestaltungsmöglichkeiten und Ambiente, sondern stellt sie auch ganz in Frage. Dies widerspricht eindeutig den in den Quartiersforen geäußerten Wünschen der Bürger, den Platz häufiger mit Veranstaltungen zu „bespielen“.

5. Zugang zur Innenstadt / „Barrierefreiheit“

5.1. Stadtmauer

Die Barrierefunktion war der Zweck von Stadtmauern, deshalb fielen in Iserlohn wie auch in vielen anderen Städten die mittelalterlichen Hindernisse fast vollständig, um Platz für den wachsenden Verkehr zu schaffen. Die wenigen Überbleibsel sind heute oft Touristenattraktionen oder gar Wahrzeichen der jeweiligen Städte. Abseits gesichts- und geschichtsloser Betonarchitektur, wie man sie leider auch in unserer Stadt zu Genüge findet, stehen sie für Authentizität, Identifikation und Lebensqualität.

In Iserlohn ist davon auch noch etwas übrig: Der Platz an der Bauernkirche wird an seiner Nordseite von einem Rest der historischen Stadtmauer begrenzt. Nur hier am Bilstein mit der Obersten Stadtkirche ist sie in Ihrer Barrierefunktion noch zu erkennen.

5.2. Freitreppe

2007
2008

Der Rat der Stadt Iserlohn entschied sich vor gerade einmal vier Jahren einstimmig dafür, eine großzügige, repräsentative Freitreppe für knapp ½ Million Euro bauen zu lassen. Sie wurde im Jahre 2008 im östlichen Mauerbereich errichtet und stellt einen groben Eingriff in das historische Ensemble dar. Dieser Aktion mussten auch alle Bäume in diesem Bereich weichen, wodurch auch der Parkcharakter des Platzes stark gelitten hat.
Die der Entscheidung zugrunde liegende Drucksache enthält den Hinweis, dass eine Rampe zu lang gerate, da das Gefälle zu groß sei. Bei der Ausführung des Bauwerks wurde daher auf eine Rampe oder einen Aufzug verzichtet.

5.3. Aktuelle Planung

Die Idee, nun nachträglich im Bereich der Freitreppe zusätzlich eine Rampe oder einen Aufzug zu bauen, um die denkmalgeschützte alte Stadtbefestigung barrierefrei zu gestalten, führt unweigerlich zu einem weiteren groben Eingriff in das historische Ensemble, bedeutet erneut weniger Grün und würde - wie im Vorschlag eines Pavillions mit Aussichtsplattform und Aufzug in Kombination mit einer Rampe - den Platz in zwei Hälften zerteilen.

5.4. Stellungnahme des FriedensPlenums

Die Stadtmauer in ihrem sichtbaren Teil im Bereich unterhalb der Obersten Stadtkirche und der Varnhagenschen Bilbliothek mit monströsen Rampen oder gläsernen Aufzügen barrierefrei gestalten zu wollen, lehnen wir ab. Insbesondere die Planung „Pavillon Treff“ ist geeignet, den historischen Charakter des Platzes zu beschädigen und den Parkcharakter zu zerstören.

5.5. Alternativen/Weitergehende Vorschläge

Stattdessen ist eine Integration eines Aufzugs in die alte Bebauung zwischen den Straßen Südengraben und Am Zeughaus denkbar, ggf. im Bereich der jetzigen Baulücke Am Zeughaus. Eine Aufwertung des östlichen Zugangs zum Platz kann einen Aufzug auch verzichtbar machen: Hierzu ist im Zuge der Umgestaltung des Kreuzungsbereiches Kurt-Schumacher-Ring/An der Schlacht/Hohler Weg die Umwandlung des Kurt-Schumacher-Rings zwischen Bilstein und Schlacht in eine Tempo 30-Zone sinnvoll. Besser noch wäre die Umsetzung eines „Shared-Space“-Konzepts, um dem Ring seine Barrierefunktion zu nehmen.

Derzeit ist die Straße beidseitig zugeparkt, die Fußwege sind eng. Es gilt Tempo 50, was für diesem Bereich viel zu schnell ist. Shared-Space, wo sich KFZ, Fußgänger und Fahrradfahrer den knappen Verkehrsraum teilen, brächte eine deutliche Verbesserung. Durch Wegfall der Bordsteine, Neugestaltung der Fahrbahn, Neuordnung des ruhenden Verkehrs und nicht zuletzt eine Begrünung kann eine wesentliche Steigerung der Aufenthaltsqualität erreicht werden. Die Fläche für den ruhenden Verkehr muss dabei reduziert und in Kurzzeitparkplätze und Ladezonen umgewandelt werden. Für Anwohner etwa des Kurt-Schumacher-Rings und des Südengrabens könnten zum Ausgleich kostenlose Parkplätze im städtischen Parkhaus Altstadt bereitgestellt werden.

So ließe sich eine viel effektivere Anbindung des gesamten Altstadtrestes südlich des Rings samt des Platzes an die „City“ erreichen. Durch diese Maßnahmen ließe sich auch das Wohnen und Verweilen in der Altstadt beiderseits des Kurt-Schumacher-Rings deutlich attraktiver gestalten.

6. Erhalt der historischen Bausubstanz der Iserlohner Altstadt

Die Instandsetzung des Schieferhauses an der Straße Am Zeughaus und die Einrichtung eines attraktiven Cafés als „Leuchtturmprojekt“ kann der Startschuss für die Sanierung der Reste der historischen Altstadt (Am Zeughaus, Südengraben, Knallenbrink, Mühlentor) sein.

Der Mittelzufluss durch die Soziale Stadt ist wahrscheinlich die letzte Chance, diese noch weitgehend erhaltenen Altstadt-Straßenzüge am Stück zu erhalten und damit eine echte Aufwertung des Viertels zu erreichen. Die Renovierung dieser Häuserzeilen mit ihrem für Iserlohn ehemals typischen Charakter bietet Chancen für die lokale Ökonomie, von denen neben der Gastronomie der Wohnungsmarkt und der Handel profitieren können.

Für die Renovierung der verbliebenen Altstadthäuser und -straßenzüge ist die am 18.10.2011 vom Rat der Stadt beschlossene finanzielle Förderung für die Sanierung privater Haus- und Hofflächen im Gebiet Südliche Innenstadt/Obere Mühle immerhin ein erster Schritt. Die veranschlagte Fördersumme angesichts der Größe des Fördergebiets allerdings völlig unterdimensioniert.

Welche Wirkung ein liebevolle restauriertes bauliches Erbe entfalten kann, wird in Iserlohn leider immer noch nicht erkannt, was zahlreiche Abrisse in letzter Zeit belegen. Ein Umsteuern in Form einer echten Schwerpunktsetzung innerhalb des Projekts „Soziale Stadt“ erachten wir daher für sinnvoll.

7. Begrünung

Durch verschiedene Baumfällaktionen hat der Platz viel Grün verloren. Im nördlichen Bereich der Freitreppe zum Bilstein schlagen wir daher eine Wiederbegrünung durch wenige Bäume (z.B. Buche, Eiche und Weide) vor, die langfristig für eine Widerherstellung des Parkcharakters sorgen und so wieder „den Park in die Stadt tragen“. Im südwestlichen Bereich sollten in Abgrenzung zur Inselstraße und zur Straße Altstadt mehr Bäume und Sträucher gesetzt werden, um den Platz mittel- bis langfristig optisch und akustisch vom Straßenverkehr abzugrenzen. An diesem Standort tragen Bäume auch wesentlich zur Verbessrung der Luftqualität bei, weil sie Schadstoffe des Autoverkehrs binden. Die in diesem Bereich errichteten Hochbeete (zur Inselstraße hin) erscheinen dagegen entbehrlich.

Generell sollte versucht werden, bei einer Überplanung alle vorhandenen Bäume zu erhalten. Auch die unnötige Versiegelung von Flächen, wie zuletzt durch den Bau der Freitreppe und den von dort ausgehenden drei (statt bisher zwei) Wegen, muss vermieden werden.

8. Hunde auf dem Platz

Hunde sind häufige Platzbesucher, eine Infrastruktur für sie gibt es jedoch nicht. Seit der Entfernung des Hundeklos präsentiert sich der Platz voller Tretminen. Als Alternativen zu diesem unbefriedigenden Zustand schlagen wir entweder die Wiedereinrichtung eines Hundklos, z.B. am südwestlichen Rand des Platzes und/oder das Aufstellen von Behältern für Hundekottüten, wie sie auch am Radweg auf der alten Bahntrasse zum Einsatz kommen vor.

9. Zugang zum Platz mit Fahrzeugen

Als sehr uneffektiv erweist sich der abgesenkte Bordstein an der westlichen Zufahrt zum Platz von der Inselstraße. Der Pfosten ist einbetoniert, rechts und links davon blockieren Findlinge den Weg. Ein bewegliches Gitter befindet sich weiter links, allerdings bei hoher Bordsteinkante. Statt der Findlinge und des einbetonierten Pfostens schlagen wir hier die Verwendung dreier flexibler Pfosten vor.

Auch die hohe Bordsteinkante an dem als Notzufahrt gedachten Zuweg am Museum erscheint angesichts regelmäßiger Nutzung gerade durch städtische Fahrzeuge obsolet.

10. Platzumbenennung

Das FriedensPlenum lehnt die gegenwärtige Bezeichnung des Platzes ab. Warum wir uns für eine Platzumbenennung einsetzen, darüber gibt unser ebenfalls zum Frühlingsfest vorgestelltes Kurzportrait Fritz Kühns hinreichend Auskunft.

Das Kurzportrait zu Fritz Kühn finden Sie hier ...

Unsere Forderungen:

- Es soll eine historisch-kritische Aufarbeitung des Lebens und Wirkens Fritz Kühns stattfinden.

- Die Büste soll vom Sockel vor dem Museum in das Museum und mit einer historischen Ausstellung kommentiert werden.

- Der Fritz-Kühn-Platz soll in Friedensplatz umbenannt werden.

FriedensPlenum
Iserlohn, 05. Mai 2012

FriedensPlenum Iserlohn
c/o: JuZ, Karnacksweg 44, 58636 Iserlohn, www.friedensfestival.de